FORSCHUNGSPROJEKTE

© Schirner Zang Foundation, Auguststraße 6, 10117 Berlin

© Schirner Zang Foundation, Auguststraße 6, 10117 Berlin

„Das künstlerische Denken ist der Motor für Innovation, das Gleichgewicht für komplexe Entscheidungen, das Korrektiv für Objektivität, eine Plattform für Probierbewegungen und Erfahrung, ein Labor für Neuentwicklung und seismografische Zukunftserscheinungen. Ein Extender für unentdeckte Perspektiven, ein Kraftfeld für Energien, die nicht nur Produkte, sondern Prozesse und auf Dauer eine Haltung erzeugen.“  Prof. Ursula Bertram

CATALOGUE RAISONNÉ

Gegenstand des Forschungsprojekts ist die Erforschung, Veröffentlichung und Präsentation des Gesamtwerks von Michael Schirner.

Aufgaben:

1. Konzeption und Aufbau des Michael Schirner Archivs

Das Archiv hat die Aufgabe, die freien und angewandten Arbeiten sowie Dokumente Michael Schirners von den 60er Jahren bis heute aufzubewahren und zu erhalten. Neben den Werken bietet das Magazin eine umfangreiche Sammlung von Schriften, Manuskripten, Beiträgen, Büchern, Fotos, Filmen, Videos, Datenträgern etc. Teil der Sammlung sind hunderte von Konzeptpräsentationsbücher zu realisierten und nicht realisierten Kampagnen und Projekten. Große Teile des Materials sind unveröffentlicht. Konzeption und Aufbau des Archivs einer 50jährigen Kunst-, Ideen-, Stil- und Mediengeschichte gehen Hand in Hand mit den Arbeiten in 2 bis 4.

2. Dissertation „Die Überwindung der Trennung von angewandter und freier Gegenwartskunst im Werk von Michael Schirner“

Seit jeher hat sich Schirner für die Gleichsetzung von angewandter und freier zeitgenössischer Kunst eingesetzt. Mit Publikationen wie „Werbung ist Kunst“, der Bibel der Kreativen, Ausstellungen wie „Art meets Ads“ in der Düsseldorfer Kunsthalle, Inszenierungen wie „Ist Goethe eine Camel-Packung?“ im Düsseldorfer Schauspielhaus, mit als Kunstform ausgezeichneten Kampagnen wie „schreIBMaschinen“, Medienkunstserien wie „Pictures in our Minds“ und „BYE BYE“, die in internationalen Museen und Galerien ausgestellt werden, hat Schirner bewiesen, dass Werbung nur Kunst ist und Kunst nur Werbung, also beides nichts Besonderes, aber das Höchste und Erhabenste. Heute kommen nicht nur die besten Ideen von Werbung, Design und Kommunikation aus der Kunst, sondern auch umgekehrt. Dieses Phänomen und die  Geschichte eines Stils, der Generationen prägte, sind der Stoff der Dissertation. Deren Ausarbeitung geht Hand in Hand mit  den Arbeiten in 1, 3 und 4.

3. Entwicklung und Gestaltung eines Catalogue raisonné

Der Katalog ist ein nach wissenschaftlichen Standards erarbeitetes Verzeichnis der Werke angewandter und freier Kunst von Michael Schirner als Teil einer mehrbändigen Publikation. Ein Band enthält die Dissertation. Es folgen Bände mit Abbildungen, Texten, Schriften, Beiträgen, Konzeptpräsentationen und Datenträger für audiovisuelle Bewegtbildwerke.

Zeitgleich sollten Online-Versionen des Catalogue raisonné als Datenbank, Homepage mit Websites, Blogs und Foren erstellt und redaktionell bearbeitet werden.

Damit soll das Grundlagenwerk einer 50jährigen Kunst-, Ideen- und Mediengeschichte des Phänomens der Verbindung von Kunst, Design und Kommunikation im Werk von Michael Schirner, der den Stil von Generationen prägte, entstehen.

Entwicklung und Gestaltung des Catalogue raisonné gehen Hand in Hand mit den Arbeiten in 1, 2 und 4.

4. Entwicklung und Durchführung von Veranstaltungen

Zeitgleich zu den Arbeiten oben werden Theorie und Praxis der Verbindung von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft am Beispiel des Werkes von Michael Schirner in Ausstellungen, Lectures und Lecture Performances und Workshops vermittelt.

Entwicklung und Durchführung von Veranstaltungen gehen Hand in Hand mit den Arbeiten oben.

ROT-FORSCHUNG

Ein Projekt von Kexin Zang

„Der Traum der Roten Kammer“ ist einer der berühmtesten klassischen Romane der chinesischen Literatur aus der Zeit des chinesischen Kaiserreichs. In Manuskriptabschriften des 18. Jahrhunderts wird das Werk auch „Die Geschichte vom Stein“ genannt.

Der Autor Cao Xueqin (geboren zwischen 1715 und 1724, gestorben 1763 oder 1764) verarbeitete im Roman sein Leben. Der vollständige Roman, ca. 1759 vollendet, kursierte nur in Manuskriptform; die letzten 40 der 120 Kapitel galten bis Anfang des 20. Jahrhundert als verschollen. 1791 erschien eine redigierte Fassung von „Gao E“, der behauptete, die Originalkapitel wieder zusammengetragen und ergänzt zu haben. 1792 gab Gao E eine zweite überarbeitete Auflage heraus.

Der Roman stellt mit über 350 Figuren eine filigran verästelte Geschichte vom Aufstieg und Verfall einer chinesischen Aristokratenfamilie dar. Im Zentrum steht die Geschichte des verwöhnten und weltentrückten Adelssohnes „Jia Baoyu“, der ein nach außen hin sorgenfreies dekadentes Leben führt bis er letztendlich der Welt entsagt und Mönch wird. Die Haupthandlung gruppiert sich um den Protagonisten und seine zwei Kusinen Lín Dàiyù (‚Blaujuwel‘) und Xuē Bǎochāi.

Es wird vermutet, dass Gāo È die verschollenen letzten 40 Kapitel deutlich angepasst habe, um der Zensur des Kaisers zu entgehen; damit sei ein Teil des sozialkritischen Hintergrundes verlorengegangen. Auch in den überlieferten Originalhandschriften lassen sich bereits Eingriffe erkennen, weil schon Cao Xueqin tatsächlich existierende Personen schützen wollte.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Roman wird in China als Rot-Forschung bezeichnet. In ihrer Rot-Forschung befasst sich Kexin Zang intensiv mit der Entschlüsselung der Originalhandschrift und kommt dabei zu Entdeckungen, die weit über die Ergebnisse der klassischen Rot-Forschung hinausgehen. Dabei zeigt sich, dass der Autor Cao Xueqin und seine Protagonisten in einem weitverzweigten Beziehungs- und Handlungsgeflecht miteinander und mit realen geschichtlichen Personen und Ereignissen sowie mit anderen Werken der Literatur verwoben sind. Kexin Zang erforscht die komplexen Strukturen des Werkes und seiner Sprache, entschlüsselt die zahlreichen Zitate und geht dem philosophischen und historischen Kern des Werks auf den Grund.

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